Entwicklungsphasen von Welpen

Entwicklungsphasen von Welpen, die Gewöhnung an die große weite Welt und Sozialisierung.

Welpen spielen miteinander
Welpen spielen miteinander und interagieren mit erwachsenen Hunden.

Gerade wenn man einen geretteten Welpen adoptieren möchte, gibt es oft nicht viele Hintergrund-Informationen über ihn. Dies gilt insbesondere, wenn er als Streuner gefunden wurde.
Es ist daher wichtig, die Entwicklungsstadien von Welpen zu kennen, damit man eine normale Entwicklungsveränderung nicht als etwas Ungewöhnliches falsch versteht.

Entwicklungsphasen von Welpen

Erblickt der Welpe das ‚Licht der Welt‘ sieht er erst einmal gar nichts, da sie bei Geburt blind sind. Sie empfinden nur Nähe zur Mutter, Wärme- und Bewegungsbilder sowie Gerüche. In der Natur überprüft die Mutter ihren Wurf, ob sie genetisch einwandfrei, in freier Wildbahn überleben und für das Rudel brauchbar sind. Diese erste Prüfung des Lebens ist nicht immer gegeben bei Welpen, welche unter menschlicher Beaufsichtigung geworfen wurden.

Etwa um den sechzehnten oder siebzehnten Tag nachdem die Welpen von ihrer Mutter geworfen wurden, entwickelt sich ihr Sehsinn, und auch das Gehör ist schon brauchbar. Zwischenzeitlich sind auch die Beinchen so weit gewachsen, dass die ersten größeren Bewegungen beginnen.
Vor der dritten Woche besteht die Ernährung bei Wölfen und Wildhunden aus halbverdautem Futter, zusätzlich zur Muttermilch.

Soziales Verhalten von Hunden wird nicht über die Gene weitergegeben, sondern wird zum Großteil durch Erziehung erworben, also durch Lernen. Grundsätzlich lernen Welpen und Hunde durch die Methode ‚Versuch und Irrtum‘, also Ausprobieren und Testen.


Tag 21: Erste Phase in der Entwicklung des Welpen

Neue Welpen
Neue Welpen im Haus: jetzt geht die Arbeit erst richtig los !

Ab der dritten Lebenswoche können Welpen kleine Futterstücken fressen und das Milchgebiss kommt hervor. In der Natur erfolgt in der vierten bis achten Lebenswoche die Prägung auf Artgenossen.

Vom einundzwanzigsten bis zum 112. Tag ist das Gehirn des Welpen weitaus beeinflussbarer als im Erwachsenenalter, wofür Neurowissenschaftler den Begriff ‚plastisch‘ verwenden.
Diese ‚Plastizität‘ hat sowohl eine positive als auch eine negative Seite !
Positiv ist, dass das Gehirn eines Welpen offener für Lernen und bereichernde Einflüsse ist. Negativ ist, dass er genauso wahrscheinlich unerwünschte Verhaltensweisen lernt wie die diejenigen, die man ihm eigentlich beibringen sollte.

Das bedeutet, dass Verhaltensweisen, die bei einem Welpen noch süß und liebenswert erscheinen, bei einem älteren Hund völlig unerwünscht sein können.
Wenn der Welpe zum Beispiel beim Essen bettelt, ist es wichtig, dass man diesem Blick widersteht und das Essen für sich selbst behält. Füttert man ihn nun dagegen vom Teller, wird er jedes Mal auch erwarten, von dem Essen etwas abzubekommen. Bei einem großen, erwachsenen Hund ist es dann oft nicht mehr ganz so angenehm, wenn dessen Speichel vor lauter Gier über den eigenen Teller tropft und es ist möglich, dass man dann den Tag bereut, an dem man nachgegeben hat.
Als Erkenntnis daraus sollte man nun mitnehmen, dem Welpen oder Hund in jedem Alter nichts vom eigenen Teller abzugeben, denn wenn man dann eines Tages damit anfängt, dies zu verbieten, wird er durch die Inkonsequenz verwirrt sein. Das Betteln am Tisch ist kein unanständiges Verhalten des Hundes, vielmehr wurde es ihm von Herrchen erst beigebracht.

Erwachsener Hund am Tisch
Erwachsener Hund am Tisch fordert seinen Anteil ein. Was ist da wohl schiefgelaufen ?

Ein weiteres solches Verhalten ist das ‚Maulen‘. Dabei legt ein Welpe seinen Mund um den Arm oder die Hand, was sie aber normalerweise machen, wenn sie mit ihren Altersgenossen spielen. Bei einem zwölfwöchigen Welpen mag dies ja noch gehen, aber wenn das dann der ausgewachsene Schäferhund immer noch tut, sieht die Sache wohl schon ganz anders aus.

Bevor der Welpe ins Haus kommt, sollte die gesamte Familie ihre Erwartungen und Verhaltensvorgaben für den Neuankömmling abgesprochen und die dazu notwendigen Kommando-Wörter festgelegt haben. Alle Familienmitglieder müssen gegenüber dem Welpen in allen Dingen konsequent sein, sonst wird er nur verwirrt und kann nur schwerlich effektiv lernen.

Eine wichtige Rolle beim Training erwünschter Verhaltensweisen spielt die positive Verstärkung, bei der etwas Gutes passiert, wenn der Hund sich auf eine bestimmte Weise verhält. Es ist wesentlich einfacher, die Trainingsziele zu erreichen, indem man den Welpen für das Verhalten mit Leckerli, Streicheleinheiten oder einem Spiel belohnt, als ihn für etwas zu bestrafen, was nicht erwünscht wird.
Bestrafung hat beim Training nichts zu suchen und ein solcher Ansatz kann für den Bindungsstatus des Welpen – also die Beziehung, die er zu der jeweiligen Person hat – sehr schädlich sein.

Es ist äußerst wichtig, sich bei den Trainingsmethoden die notwendige Zeit zu nehmen, damit das Verhalten des Welpen vom ersten Tag an ‚geformt‘ wird, um die Entwicklung eines gut angepassten erwachsenen Hundes zu fördern.


Tag 49: Zweite Phase der Entwicklung des Welpen

Welpen beim Raufen
Welpen beim Raufen.

Am neunundvierzigsten Tag entspricht das Gehirn des Welpen dem eines ausgewachsenen Hundes und es ist emotional entwickelt und bereit, zu lernen. Dies ist ein vorteilhaftes Alter, um einen Welpen aufzunehmen, da sein Gehirn praktisch einem neuen Computer entspricht, der bereit ist programmiert zu werden. Deshalb wird er ebenso wie ein Computer schnell lernen und sich das Gelernte merken.

In der Natur übernimmt etwa ab der achten Woche der Leitwolf des Rudels als Bezugspunkt die Erziehung der Welpen. Die ausgeprägte Mutterbindung endet und ebenso lässt die Bindungen zu den Wurfgeschwistern nach.
Bisher lagen die Welpen des Wurfs im sogenannten ‚Kontaktliegen‘ immer zusammen, nun schlafen sie zunehmend alle in einer Rangordnung, wobei der Ranghöchste die Nähe des Leitwolfs sucht.
Etwa ab der achten Lebenswoche beginnt normalerweise die planvolle Erziehung bei Wölfen und auch Hunden, während zuvor die Welpen mehr oder weniger auf einem Ego-Trip waren.

In den nächsten fünf Wochen sollten dem Welpen eine Vielzahl von Erfahrungen ermöglicht werden und ihm die notwendigen Befehle beigebracht werden, auf die sich die Familie geeinigt hat.
Trainingseinheiten, die länger als fünfzehn Minuten dauern, können jedoch Nachteilhaft sein, da ein Welpe nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne hat und sehr schnell ermüden wird. Es ist daher besser, sie kurz und unterhaltsam zu halten.

Jede neue Erfahrung sollte auf eine ruhige Art und Weise eingeführt werden, damit sich der Welpe nicht bedroht fühlt. Kleinkinder brauchen auch einen sicheren Rückhalt, von der aus sie die Welt erkunden können, und das gilt auch für Welpen. Der sichere Rückhalt für die Babys sind die Eltern und für die Welpen sind es die Bezugspersonen wie Herrchen, Frauchen oder die Mitglieder des Haushalts.


Gewöhnung an die große weite Welt

 Welpen zum ersten Mal am Meer
Zwei Welpen zum ersten Mal am Meer.

Ein Welpe muss sehr viel lernen, wenn er zum ersten Mal in seinem neuen Zuhause aufgenommen wird. Dabei ist es wichtig, ihm die ‚große weite Welt‘ vorzuführen und ihn mit den vielen Szenarien vertraut zu machen, denen er begegnen wird.
Dies wird durch einen Prozess der Gewöhnung erreicht, was bedeutet, dass er sich an die wichtigsten Dinge in seiner Umgebung gewöhnt und lernt, dass es keinen Grund zur Besorgnis gibt.

Dies ist besonders wichtig während der sogenannten ‚Angstprägungs-Phase‘, die zwischen acht und elf Wochen stattfindet. In diesem Zeitraum haben die Vorfahren des Hundes gelernt, reale Bedrohungen in ihrer Umgebung zu meiden, wie z. B. natürliche Raubtiere und in geringerem Maße auch schädliche Pflanzen, giftige Pilze und gefährliche Orte.
Die Welpen lernen in der Natur in dieser Zeit, wann es angebracht ist, sich vor ranghöheren Rudelmitgliedern zu unterwerfen und dass die Verwendung der spitzen Zähnchen von nun an kontrolliert erfolgen muss. Ohne das Erlernen der Beißhemmung kann auch kein Rudel in freier Wildbahn lange bestehen und auch der passende Umgang mit Aggressionen muss erlernt werden.

Ist der Welpe im Haus in dieser Zeit von potenziellen Bedrohungen für seine Sicherheit umgeben, könnte er in dieser Zeit lang anhaltende Angstzustände entwickeln. Deshalb muss sichergestellt werden, dass er nicht erschrickt, wenn zum Beispiel eines der Haushaltsgeräte eingestellt wird. Dies gilt vom Haartrockner bis zur Waschmaschine.

Es ist auch wichtig, dass er Vertrauen zu allen Menschen, einschließlich Kindern und Besuchern, aufbaut. Um dies sicherzustellen, sollte jedes Kennenlernen oder ‚grobe Spiel‘ mit Kindern beaufsichtigt werden.
Zu diesem Zeitpunkt sollte er auch an das Auto herangeführt werden und durch kurze Fahrten oder zum Tierarzt an dieses gewöhnt werden.

 

Es ist wichtig, dies alles mit Sorgfalt durchzuführen. Wenn der Hund ängstlich wird, geht man einen Schritt zurück und baut sein Vertrauen mit einem weniger bedrohlichen Reiz wieder auf.
So sollte man nicht gerade damit anfangen, ihm zum Beispiel mit dem starken Verkehr auf der Hauptstraße bekannt zu machen, da dies seine Sinne ‚überfluten‘ kann und ihn überwältigt. Dies führt dann zu einer Angstreaktion, die automatisch wieder auftritt, wenn ähnliche Ereignisse in Zukunft auftreten.

Es ist viel besser, den jungen Hund erst einmal einen ruhigeren Ort mit viel Platz zum Ausweichen zu zeigen, damit er sich entfernen kann, wenn er Anzeichen von Beunruhigung zeigt. So gewöhnt sich der heranwachsende Welpe an die vielen visuellen Eindrücke und Laute in unserer Welt.
Viele Welpen profitieren dabei vom Tragen eines Geschirrs auf Spaziergängen, da es den Druck vom Hals nimmt, während sie lernen, an der Leine zu gehen.


Frühe Sozialisierung

 Sozialisierung
Zur Sozialisierung gehört auch das Kennenlernen fremder Personen und Hunde.

Es ist auch wichtig, dass der Welpe ’sozialisiert‘ wird, d. h. er muss lernen, Menschen und andere Tiere, denen er wahrscheinlich begegnen wird, zu erkennen und mit ihnen zu interagieren, einschließlich seiner Artgenossen.
Die Sozialisierung ist sehr wichtig, da ein Welpe ohne dieses Hintergrundwissen und Grundlagentraining als erwachsener Hund dazu neigen kann, bei solchen Begegnungen ängstlich oder defensiv, einschließlich aggressiv im Abwehrverhalten, zu reagieren.

Die Sozialisierung mit einer Vielzahl von Hunden ist der beste Weg für einen Welpen, um zu lernen, wie er mit Mitgliedern seiner eigenen Art interagiert, und für allgemeine Spiele und um Spaß zu haben.

Hunde beginnen ihr Leben mit ihren Geschwistern aus dem Wurf und sind daher von Geburt an gesellig, aber diese frühe Sozialisierung muss beibehalten und weiterentwickelt werden. Selbst wenn der Welpe erfolgreich mit Menschen, Hunden und anderen Tieren seines Lebens sozialisiert ist und er an potenzielle Bedrohungen gewöhnt worden ist, darf die ständige Arbeit an der Sozialisierung nicht vernachlässigt werden.

Forschungsergebnisse haben nämlich gezeigt, dass sich Sozialisierung und Gewöhnung abnutzen können. Dazu kommt noch, dass Hunde in der späteren Pubertät genauso wie menschliche Jugendliche reagieren und alle Fortschritte bei Sozialisierung und Gewöhnung wieder vergeblich erscheinen.
Deshalb muss die Sozialisierung und Gewöhnung bis zur vollständigen Reife des Hundes im Alter von etwa vier Jahren kontinuierlich verfestigt werden.

Sozialisierung der Welpen
Sozialisierung von Welpen mit anderen Hunden.

t arrow1 Hier zum zweiten Teil: Hunde-Pubertät.

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