Ein Rudel voller Hunde

Umgang und Erziehung eines Rudels voller Hunde.
Das Rudel in der Natur, Probleme bei Neuankömmlingen und Trennungen, Erziehung und Futterausgabe.

Hunderudel
Hunderudel

Die Strukturen innerhalb eines Hunderudel sind sehr komplex. Trotzdem ist es in der Regel sogar einfacher, ein ganzes Rudel zu erziehen, als einen einzigen Hund. Denn es herrscht hier eine Gruppendynamik vor, die man sich zunutze machen kann.
Im jeweiligen Fall ist aber die Beziehung der Hunde untereinander wichtig, denn jedes Rudel ist einzigartig. Dabei spielen die Rassen im Rudel keine so große Rolle wie die dort herrschende Gruppendynamik.

Das Hunde-Rudel

Ein Rudel wird von den gleichen Instinkten wie ein einzelner Hund angetrieben. Alles wird dem Überleben untergeordnet und die Instinkte haben ihren Ursprung bei den wildlebenden Wölfen. Wie beim Menschen gibt es auch bei den Wölfen seit Jahrtausenden eine Hierarchie innerhalb der Gruppe oder hier des Rudels. Das Alpha-Paar des Wolfsrudels ist dabei die unumstrittene Autorität und absoluter Anführer. Das gesamte Rudel weiß, dass sein Überleben dadurch am besten gesichert ist.

Unterhalb des Alpha-Paares gibt es jedoch auch eine Hierarchie unter den anderen Hunden. Diese reicht von den nachfolgenden Tieren in der Rangordnung, den sogenannten Beta-Tieren, bis hinunter zu den Jungtieren und Welpen.

Auch hat jedes Tier innerhalb des Rudels eine andere Aufgabe. Dazu gehört es zum Beispiel mit dem Alpha-Paar gemeinsam auf die Jagd zu gehen, den heimischen Bau zu bewachen oder andere Verhaltensvarianten zu übernehmen.

Entscheidend dabei ist jedoch, dass auch die Niederrangigen Tiere mit ihrer Gruppenrolle zufrieden und glücklich sind. Wenn das Rudel so überleben kann und täglich versorgt ist, akzeptieren diese die Aufgabenverteilung und die Rangfolge ohne Schwierigkeiten. Alle Tiere haben volles Vertrauen in die internen Strukturen des Rudels, da diese bisher ihr Überleben gesichert hat.

Aber das Rudel kann es sich nicht leisten, sich aus den täglichen Erfolgen auszuruhen, denn es wird dann nicht mehr lange überleben, geschweige denn wachsen. Aus diesem Grund steht das Alpha-Paar unter ständiger Beobachtung und muss sich immer neu beweisen. Gelingt dies nicht, wird die interne Rangfolge jedoch infrage gestellt.

Rudel im Schnee
Das Rudel im Schnee.

Im Normalfall haben auch Hunde überhaupt keine Schwierigkeiten, sich unterzuordnen. Ihr einziger Aspekt ist es, möglichst angenehm und ungestört leben zu können. Deshalb kann man sie sogar etwas schikanös behandeln, aber auch einfach führen. ‚Pudelwohl‘ fühlen sich Hunde also, wenn eine festgelegte und natürliche Rangordnung eingehalten wird und alle harmonisch zusammenleben.

Kritische Momente entstehen hauptsächlich bei diesen Gelegenheiten:

  • beim Wiedersehen nach einer Trennung;
  • beim Fressen;
  • bei drohender Gefahr;
  • auf der Jagd.


Sofern das Rudel in diesen Situationen mit seinem Führer zufrieden ist, ordnen sich die Hunde jedoch unter.

Dabei hat jedes Rudel seine eigene Gruppendynamik, die es zu erlernen und zu erkennen gilt, denn kein Rudel ist gleich wie ein anderes. Hunde sind sehr sensible Lebewesen, sodass es oft zu wahren Freundschaften, aber auch zu Rivalitäten untereinander kommt. Dadurch gibt es Hunde, welche eng miteinander verbunden sind, während andere überhaupt nicht miteinander auskommen.

zwei Hunde
Wie man hier sieht, haben sich diese zwei Hunde sich vom ersten Tag an gefunden und sind beste Freunde und unzertrennlich.

Dies kann man erst einmal leicht dadurch feststellen, dass Hunde, die nicht miteinander klarkommen, sich ignorieren und Blickkontakt vermeiden, wodurch die Distanz gewahrt wird. Oft halten sie sich im gleichen Zimmer in den gegenüberliegenden Ecken auf und bei bestimmten Gelegenheiten bricht der Konflikt offen aus.
Dazu gibt es auch grundsätzlich dominante Hunde, welche selbst in bestimmten Fällen über eigene Geschwister herfallen können. Meist geschieht dies in Augenblicken der Unsicherheit, zum Beispiel wenn ein anderer Hund oder Mensch dazukommt, ein Rudelmitglied gestorben oder läufig ist.

Diese Umstände sind eben eine Frage der individuellen Persönlichkeiten der verschiedenen Hunde, welche der Besitzer akzeptieren und damit umzugehen lernen muss. Obwohl es nicht möglich ist den Charakter eines Hundes zu ändern, darf es jedoch keinem Rudelmitglied erlaubt sein, über ein anderes herzufallen. Deshalb muss Gewalt und Aggression unter den Rudelmitgliedern unterbunden werden.



Zu den Bildern: Zwei etwa in Größe, Gewicht und Alter ähnliche Rüden im Rudel sind besonders problematisch, da die Rangfolge immer wieder in Frage gestellt werden kann und es mehrmals täglich zu Situationen kommt, wo beide Hunde sich knurrend umkreisen. Dies ist im allgemeinen als ‚Diskussion unter Männern‘ nicht problematisch. Trotzdem ist gerade zu Beginn Achtsamkeit geboten und ein Kampf muss unterbunden und abgestraft werden, zum Beispiel mit einem mehrstündigen Anketten auf der ‚Strafbank‘ (hier eine Couch im ‚Hundezimmer‘).


Dies kann der Halter dadurch erreichen, da das Rudel normalerweise immer den Erhalt des Status quo anstrebt – also alles soll so bleiben, wie es ist. Den nur die Gruppe bietet dem Rudel Schutz und Versorgung. Aber auch die Hierarchie innerhalb des Rudels muss der Halter klar im Auge behalten, da sich diese mit dem Alter der Hunde verändern kann.

'Unschuldslamm' angebunden an der 'Strafbank'
Ein ‚Unschuldslamm‘ angebunden an der ‚Strafbank‘ nach einem Streit mit einem anderen Rudelmitglied.

Krisen treten zum Beispiel ein, wenn der Halter die Rudel-Führerschaft nicht eindeutig ausführt oder in schwachen Momenten unbewusst abgibt, wenn ein neuer Hund dazukommt oder ein Rudelmitglied stirbt oder auch ein anderer Hund als das Alpha-Paar Nachwuchs bekommt.
Beim Verlust oder Schwäche des Anführers löst sich die bisher so genau eingehaltene Rangordnung des Rudels auf und es bricht ein nicht unbedingt fairer und für manchen Halter überraschender Kampf um die Rudel-Führerschaft aus.


Probleme im Rudel

Neuankömmlinge

Ein neuer Hund muss vorsichtig mit einem bereits vorhandenen Rudel bekannt gemacht werden. Mit zunehmenden Alter der Hunde wird es in der Regel schwieriger als mit Jungtieren.
Selbst bei bestens erzogenen Hunde eines Rudels kann ein neuer Hund schwere Spannungen und Aggressionen verursachen, die bis zu schrecklichen Folgen führen können.

Kennenlernen
Hier lernt der dominante Hund des Rudels erst einmal alleine einen neuen Hund kennen.

Voraussetzung ist jedoch, dass der Halter des Rudels von dessen Mitgliedern auch als Rudelführer akzeptiert und angesehen wird. Es darf immer nur ein neuer Hund einzeln an das Rudel herangeführt werden und am besten sollten sich die Hunde erst einmal auf ’neutralem‘ Territorium – also nicht zu Hause – begegnen.
Dabei empfiehlt es sich den Neuankömmling erst einmal mit den gutmütigsten Hunden des Rudels bekanntzumachen.

Trennungen

Wenn das Rudel erst einmal getrennt war, zum Beispiel schon nach längeren Spaziergängen oder einem Tierarzt-Besuch, ist höchste Achtsamkeit erforderlich. Denn in der Natur kommt es selten vor, dass ein Tier das Rudel verlässt.

Rückkehr vom zwei Hunden vom Tierarzt-Besuch
Nach der Rückkehr vom zwei Hunden vom Tierarzt-Besuch sind erst einmal Spannungen vorprogrammiert.

Kurze Trennungen sind weit weniger schwierig zu überwinden, aber nach einiger Zeit fangen die zu Hause verbliebenen Rudelmitglieder an zu glauben, dass sich nun die Dynamik der Gruppe verändert hat.
Normalerweise haben die Mitglieder des Rudels eine bestimmte Verhaltensweise, wenn ein Hund wieder zur Gruppe zurückkommt. Dabei wird oft die Einhaltung der Rangfolge wieder bestätigt und überprüft.
Bei längeren Trennungen empfiehlt es sich, die Hunde erst wieder einzeln aneinander zu gewöhnen.


Erziehung des Rudels

Oft lassen sich mehrere Hunde sogar leichter erziehen als ein einzelner, denn im Rudel gibt es eine Gruppendynamik und Regeln, die sich der Halter leicht zu Nutze machen kann. Der durch die Artgenossen ausgeübte Gruppenzwang und das tief verwurzelte Bedürfnis jedes Hundes ein Teil des Rudels zu sein ist dabei von großem Nutzen.

Belohnungen
Verteilung von Belohnungen.

Hierbei konzentriert man sich zuerst auf den Hund des Rudels, welcher die größte Autorität und Dominanz ausstrahlt. Schafft man es, dass dieser seine Verantwortung an den Menschen als ‚Alphatier‘ abgibt, so folgen die rangniederen Hunde leicht.
Dazu ist es je nach Umständen erforderlich, mit diesem dominierenden Hund des Rudels anfangs alleine zu arbeiten, bis dieser den Halter als Rudelführer akzeptiert.

Auch kann es einfacher sein, Junghunde und ältere Tiere getrennt in Gruppen zu erziehen, denn Welpen sind besonders lebhaft und ungeduldig.

Einzelerziehung der Rudelmitglieder

Manchmal ist es unmöglich, zwei oder mehr Hunde gleichzeitig auszubilden. Auch kann es Spannungen zwischen einzelnen Rudelmitgliedern geben, welche dies ausschließt.

Am besten ist es Ersteinmal, das Wiedersehen der Hunde nach einer Trennung zu trainieren. Dazu muss aber der dominierende Hund den Halter erst einmal als Rudelführer akzeptiert haben. Diesem Beispiel werden die anderen Hunde gerne folgen und den problematischsten und schwierigsten Hund hebt man sich für den Schluss auf.

Nach einer Trennung muss der Hund für zumindest etwa 5 Minuten ignoriert werden, bis sich der Hund dem Halter unterordnet. Dies ist aber je nach Charakter des Hundes unterschiedlich lang.
Wenn der erste Hund entspannt ist und seine Begrüßung abgeschlossen hat, lässt man das nächste Rudelmitglied hinzu und so fort. Dabei werden die schon im Zimmer vorhandenen Hunde jeweils ihre Zeremonie noch einmal abspulen, was völlig natürlich ist. Jedoch wird sich die dafür benötigte Zeit reduzieren.
Wenn der Halter ruhig und gelassen bleibt und damit seine Führerschaft demonstriert, wird sich anschließend das gesamte Rudel entspannt haben.

Als Nächstes sollte man das Kommen auf Zuruf üben. Dies sorgt für eine weitere Stärkung der Rudel-Führerschaft.
Dazu muss der Halter einen seiner Hunde zu sich rufen und nur mit diesem Blickkontakt aufnehmen. Kommt ein anderer Hund, muss dieser bestimmt und freundlich weggeschickt werden. Der tatsächlich gerufene Hund wird dagegen ausgiebig belohnt und gelobt.

Kommen auf Zuruf
Die gerufenen Hunde eilen herbei.

Dieses Verfahren muss mit allen Hunden des Rudels nacheinander durchgeführt werden. Immer wenn einer der nicht gerufenen Hunde kommt, muss der Mensch als Rudelführer diesen ignorieren und wenn nötig freundlich wegschicken.

Dies erscheint zuerst einmal als eine sehr anstrengende Aufgabe. Aber anschließend hat sich die Rangfolge im Rudel mit dem Menschen als Führer gefunden !

Futterausgabe

Das mächtigste Werkzeug zur Erziehung und Bestätigung der Rudel-Führerschaft durch den Menschen ist die Futterausgabe, sowohl für ein ganzes Rudel als auch von einem einzelnen Hund.
Das Alphapaar ist in der Natur beim Fressen grundsätzlich zuerst an der Reihe, da es ja das Rudel bei der Jagd anführt und dessen Überleben garantiert. Dadurch wird die Rudel-Führerschaft allen deutlich vor Augen geführt.

Deshalb ist es der beste Weg, den Rang des Menschen als Führer gegenüber dem Hunderudel hervorzuheben. Dies sollte gleich von Beginn an angewendet werden und alle Personen des Haushaltes daran beteiligt werden, um den Hunden ihre höhere Stellung gegenüber klarzumachen.
Das konsequente Einhalten des Verfahrens ist wie immer wesentlich und aus diesem Grunde sollten die Hunde auch mehrmals (zwei- bis viermal) am Tag gefüttert werden, zum Beispiel morgens und abends nach dem Frühstück und Abendessen der Familie. Welpen im Alter von acht Wochen sollten etwa viermal am Tag gefüttert werden und bei älteren Hunden reicht zweimal aus.

Man bereitet die Mahlzeit für die Personen des Haushaltes – auch eventuelle Kinder – und die Hunde gleichzeitig am selben Ort vor. Im Notfall genügt auch einfacher Snack, Süßigkeiten oder Obst für die Menschen. Die Menschen essen nun vor den Augen der Hunde ihre Portionen, was diesen eindeutig ihre Rudel-Führerschaft und gehobene Stellungen deutlich macht.


 

Anschließend erhalten die Hunde erst ihre gefüllten Näpfe, und zwar so beiläufig wie möglich. Die Hierarchie im Rudel sollte bekannt sein und um Spannungen unter den Hunden zu vermeiden, sollte jeder seinen eigenen Platz zum Fressen haben und nur freundschaftlich verbundene Hunde gemeinsam essen. Auch dürfen die Näpfe nicht immer in der gleichen Reihenfolge ausgegeben werden oder diese sollten durch mehrere Personen gleichzeitig hingestellt werden. Dies vermeidet, dass sich einzelne Hunde benachteiligt fühlen.

Zwei Hunde fressen aus einem Napf
Diese zwei Rudelmitglieder haben auch kein Problem damit, gemeinsam aus einem Napf zu fressen.

Haben die Hunde gefressen, werden ihnen die Näpfe auch sogleich wieder weggenommen. Dadurch macht man ihnen klar, dass der Mensch als Rudelführer auch der Ernährer ist und bestimmt, wann die Fressenzeit beginnt und vorüber ist.

Das Verfahren muss eigentlich in der Regel nur für einige Wochen konsequent angewendet werden, bis die Hunde des Rudels die Führerschaft akzeptiert haben. Als Standardpraxis kann es aber auch nicht schaden und festigt die Rudel-Führerschaft dauerhaft, da diese von den Hunden immer wieder in Frage gestellt werden kann.

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