Soziale Bedürfnisse

Die sozialen Bedürfnisse und Angstprobleme des Hundes.

Interaktion mit dem Halter
Wichtige soziale Bedürfnisse für Hunde sind die Interaktion mit dem Halter.

t arrow2 Hier zu Teil I: Bedürfnisse des Hundes.

Soziale Bedürfnisse von Hunden

Hunde sind hochgradig soziale Tiere und haben sich als solche entwickelt, indem sie diese Sozialisierung nicht nur mit Angehörigen ihrer eigenen Art ausüben, sondern auch mit anderen Lebewesen kooperieren – was glücklicherweise auch den Menschen einschließt.

Das Bedürfnis nach sozialer Interaktion ist auch beim Haushund gegeben, und wenn es an dieser mangelt, kann der Hund besorgniserregende Anzeichen zeigen.

Rescue-Hündin Canella
Soziale Interaktion zwischen Hunden.

Wenn der Halter einen arbeitsreichen Lebensstil mit nicht viel Zeit für seinen Hund hat und ihn deshalb den ganzen Tag alleine lässt, kann schon dies ein Problem für das Wohlbefinden sein. Dies steigert sich noch, wenn der Hund die Zeit alleine an einem eingeengten Ort befindet, an dem es ihm an Anregungen und Abwechslung mangelt.
Wenn ein Hund durch die Abwesenheit seines Menschen gestresst und ängstlich wird, kann er dies durch das Zerkauen von Möbelstücken, Urinieren oder Defäkieren, aber meist durch unaufhörliches Bellen anzeigen.

Hunde sind außerdem ‚epimeletisch‘, was bedeutet, sie suchen Aufmerksamkeit und Pflege. Dieses Verhalten wird ihnen vom frühen Welpenalter an, wenn sie noch die Muttermilch saugen, in die Wiege gelegt und kann dann immer noch, sowohl zwischen erwachsenen Hunden als auch zwischen Hunden und ihren Besitzern, beobachtet werden.
Anzeichen für Fürsorgesuchendes Verhalten sind Winseln, Kläffen, Ablecken des Gesichts oder der Hände einer Person oder das Berühren mit den Pfoten. Diese Verhaltensweisen können bei einem Hund, der eine unsichere Bindung zu seinem Besitzer hat, noch stärker hervortreten. Außerdem kann der Hund zunehmend unsicherer werden, wenn er übermäßig lange alleine gelassen wird.

Wenn ein Hund an seinem Halter hochspringt und seine Jacke berührt ist dies zum Beispiel ein Anzeichen für Unsicherheit. In diesem Fall sollte der Hund nicht weggeschubst oder sich von ihm abgewendet werden, denn dies wird nur seine Unsicherheit verstärken und die Intensität und Häufigkeit dieses Verhaltens steigern.
In diesem Fall ist es besser, den Hund mit ‚Platz‘ oder einem vergleichbaren, anderen Kommandowort anzuweisen, sich zu setzen und mit allen vier Pfoten auf dem Boden zu bleiben. Anschließend erfolgt ein Lob oder eine Belohnung, was die Handlung positiv verstärkt und nicht als Bestrafung angesehen wird, was die negativen Effekte sonst vergrößern könnte.

Wenn sich jemand einen Hund anschaffen will, der weiß, dass er regelmäßig eine Zeitlang von zu Hause wegbleiben muss, sollte in Erwägung ziehen, sich für einen Vierbeiner zu entscheiden, der mit dieser Situation besser umgehen kann und weniger ängstlich wird.
Dies sind vor allem reifere Hunde, denn ein älteres Tier oder eines welches bereits gewöhnt ist, eine längere Zeit alleine zu bleiben, ist auf derartige Situationen besser eingestellt. Schon bei der Vermittlung sollte man über dieses Problem reden, damit versucht werden kann, einen geeigneten Hund für diese Lebensumstände zu finden, denn dies ist genaugenommen sehr wichtig.


Psychische Bedürfnisse

Viele Hunde-Besitzer und Trainer haben großes Vertrauen in homöopathische Mittel bei emotionalen Problemen der Vierbeiner. Es ist allgemein bekannt, dass Lavendelöl, das auf die Innenseite des Halsbandes eines Hundes getupft wird bzw. einige Tropfen davon auf den Liege- und Schlafplatz, eine beruhigende Wirkung auf viele Hunde hat.
Es wird behauptet, dass positive Ergebnisse in der Regel innerhalb von zwei bis drei Wochen nach der Verabreichung von Bachblütenmitteln, die dem Futter oder Trinkwasser zugegeben werden können, zu sehen sind. Obwohl diese Produkte natürlich sind und für alle Hunde geeignet sein sollten, ist es besser mit dem Tierarzt darüber zu sprechen, bevor diese verwendet werden.

Ein weiteres interessantes Mittel, das vor einiger Zeit auf dem Markt erschien, ist der Adaptil-Zerstäuber. Wie alle stillenden weiblichen Säugetiere setzt dieser ein ‚beruhigendes‘ Pheromon frei, das den Jungtieren ein Gefühl von Komfort, Sicherheit und Beruhigung gibt. Vorläufige Tests mit einer synthetischen Version dieses Pheromons deuten darauf hin, dass Adaptil auch nützlich ist, um einen Teil des Stresses bei Hunden zu reduzieren.

Gesellschaft kann auch eine effektive Möglichkeit sein, einem Hund zu helfen, der Probleme damit hat, alleine gelassen zu werden. Wenn der Hund gesellig mit anderen Hunden ist und man auch genügend Zeit für ein kleines ‚Rudel‘ hat, kann ein weiterer hündischer Begleiter in Betracht gezogen werden.
Eine weitere Alternative ist die gleichzeitige Adoption von zwei Hunden, denn oft gibt es im Tierheim sogenannte ‚Freundschaftspaare‘.

Leben von Chelsea
Diese zwei Hunde kommen hervorragend miteinander aus und beschäftigen sich gerne gegenseitig.

Allerdings sollte man die allelomimetische Natur des Hundes im Auge behalten, d.h. das Bedürfnis, andere Artgenossen zu imitieren. Die Folge könnte sein, dass der weitere Hund das unerwünschte Verhalten durchaus nachahmen könnte und man dann zwei Problemfälle auf einmal hat.
Dies ist ein wichtiger Faktor, der berücksichtigt werden muss. Sollte der Hund ständig unter Stress und Angst leiden, ist es vielleicht erst einmal besser, den Rat des Tierarztes oder sogar eines Verhaltensforschers einzuholen.


Probleme mit der Angst

Hund hat Angst vor Meer
Dieser Hund fühlt sich eindeutig unwohl und hat Angst vor dem ihn umgebenden Meerwasser.

Die Mehrzahl der Angstprobleme bei Hunden treten bei lauten Geräuschen, beim Autofahren, vor fremden Menschen, dem Alleine bleiben und erstaunlicherweise vor Heißluftballons auf. Die weniger gut sozialisierten Vierbeiner unterliegen dabei eher einem Risiko, aber durch traumatische Ereignisse können alle Hunde von Angstzuständen betroffen werden.

Dabei besteht die Gefahr, dass die Ängste sich steigern können. Das beginnt mit der Angst vor einem LKW, dann weitet es sich auf die ganze Straße aus, da ja dort einer vorbeifahren könnte, und zum Schluss will der Hund gar nicht mehr auf einen Spaziergang. Dadurch wird das Hundeleben für ihn praktisch zur Hölle.

Obwohl ein Halter vermutlich Mitleid mit seinem Hund haben kann, wenn dieser Ängste hat, sollte man diese nicht durch den Versuch des Tröstens oder anderer Zuwendungen unbeabsichtigt vergrößern. Gleichzeitig sollte dem Hund aber auch nicht erlaubt werden, vor seinen Ängsten wegzulaufen. Denn mit der Flucht brennt sich die Angst weiter in das Hundehirn, denn die gegenteilige Erfahrung, dass alles halb so schlimm ist, wird dann niemals gemacht.
Deshalb sollte das Ausweichen vor der Gefahr dem Hund mithilfe einer längeren Leine unmöglich gemacht werden, so hart diese Maßnahme auch erscheint.

Bei Ängsten, welche erst vor kurzem durch ein schockierendes Erlebnis entstanden sind und die sich wahrscheinlich kaum wiederholen können, ist sanfter Zwang auch hilfreich. Wenn der Hund einen Weg nicht mitlaufen will, weil ihm dort einmal ein Pickup entgegengedonnert ist oder er sich an einem ungepflegten Zaun verletzt hat, sollte er gerade jetzt für ein paar Tage ohne viel Gnade diesen Weg mitgezogen werden.
Hilfreich bei diesen Angstproblemen sind dabei auch homöopathische Mittel, wie Bach-Blüten oder Tellington-TTouch.

Für alle anderen Ängste empfiehlt sich am besten die ‚Desensibilisierung‘. Dies bedeutet, man muss für mehrere Wochen oder Monate lang die Situation, in der es zu Angstzuständen kommt, mit etwas Angenehmen für den Hund kombinieren. Dies sind zum Beispiel seine Lieblings-Leckerchen, die das Gefühl des Hundes für die ‚Gefahr‘ verändern. Dabei ist es aber wichtig, dass man nicht so weit geht, bis die Angst des Hundes voll durchbricht und man sollte sich dieser in kleinen Schritten annähern.

Ein gutes Beispiel ist die Angst vieler Hunde vor dem Autofahren. Bei einigen der Vierbeiner kann sich diese schon so weit entwickelt haben, dass sie sich mit allen vier Beinen in den Boden stemmen, wenn sie nur schon in die Nähe des eigenen Autos kommen. Das Einsteigen in das Auto ist in diesem Fall natürlich schon völlig ausgeschlossen.
Um diese Angst zu bekämpfen, führt man den Hund so nahe an das Auto heran, bevor er sich anfängt zu sträuben und allzu nervös wird. In diesem Moment gibt man dem Hund ein Leckerchen oder macht ein kurzes Spielchen mit ihm und geht anschließend mit ihm wieder vom Auto weg.
Nach einiger Zeit wird sich der Hund dieser Stelle ohne großes Aufheben nähern, da ihn ja eine tolle Belohnung erwartet. In diesem Moment kann man dann noch etwas näher ans Auto gehen bis man schließlich ganz davor steht. Es hilft übrigens nicht, dem Hund mit der Belohnung zum Ziel locken zu wollen – vielmehr sollte es diese erst geben, wenn er von sich aus zum Auto geht.

Ursachen der Angst

Die Ursache der Angst bei einem Hund ist im Prinzip ziemlich einfach: Er fühlt sich bedroht und dies zeigt er mit ängstlichem oder gar aggressiven Verhalten. Dies ist eine subjektive Einschätzung der Lage durch den Hund und deshalb muss dieses Verhalten aus seiner Sicht betrachtet werden.

Häufige Gründe für diese Angstzustände entstehen in folgenden Situationen:

  • Etwas oder eine Person kommt direkt von vorne auf den Hund zu.
  • Etwas oder eine Person kommt schnell auf den Hund zu.
  • Eine Person zieht seine Hand über den Hund.
  • Eine Person stellt oder beugt sich über den Hund.
  • Eine Person starrt den Hund überraschend und lang anhaltend an und fixiert ihn.
  • Der Hund fühlt sich in die Enge getrieben und kann nicht entkommen.
  • Eine neue, unbekannte Situation entsteht, mit welcher der Hund noch keine Erfahrungen gesammelt hat.
  • Eine Person, ein Gegenstand oder eine Handlung weckt unangenehme Erinnerungen beim Hund.

Umgang mit ängstlichen Hunden

Hunde begrüßen Besucher
Hier ist alles gut: Hunde begrüßen die ebenso erfreuten Besucher.

Viele Menschen gehen gerade auf ängstliche Hunde zu, um diese von ihren freundlichen Absichten zu überzeugen. Dies ist ein großer Fehler, denn dies verstärkt nur die Angst des Hundes erheblich und damit auch sein hysterisches Gebell und Verhalten.

Anstatt dem Hund zuzureden, sich zu nähern und die Hand entgegenzuhalten, ist das Gegenteil angebracht. Am besten ist es den ängstlichen Hund vollkommen zu ignorieren und so zu tun, als wenn er gar nicht da wäre.
Dabei nicht den Hund anschauen, sondern nur aus den Augenwinkeln beobachten und sich bald hinsetzen, tief durchatmen oder gelangweilt gähnen.
Nun kann man ein Leckerchen für den Hund einfach fallen lassen und dem Hund die Chance geben, die beiläufig heruntergelassene Hund zu beschnuppern, ohne ihn anzusprechen oder anzusehen. Vielleicht ist es auch möglich, ihn dabei beiläufig mit der Hand an der Brust zu kraulen, ohne sich dem Hund zuzudrehen.

Als Halter eines ängstlichen Hundes sollte man seinen Besuchern diese Taktik vorab erklären und auch eine Schüssel mit Leckereien für den Hund auf den Tisch stellen, von denen alle Anwesenden dem Hund etwas abgeben können.

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